Dankenswerterweise haben Fred und Wilfried aus dem hohen Norden mit den kalten Temperaturen einen Erfahrungsbericht zum Thema Öl-Thermostat verfaßt. Ich veröffentliche ihn zunächst hier, später schiebe ich ihn zu den Technik-Tips der IG-Seite.
ZitatAlles anzeigenErfahrungsbericht Ölthermostat
Aufgrund seiner großen Ölmenge und einen nicht viel kleineren Ölkühler erreicht der Motor einer 1100er Zephyr nur selten eine angemessene Öltemperatur. Nach dem ich im letzten Jahr ein Ölthermometer angebaut hatte, zweifelte ich daran das es überhaupt richtig funktioniert. Selbst nach längeren Fahrten über Landstrassen (30-XXX km) kam der Motor nicht über 65°C, bei einer Lufttemperatur von ca. 20°C. Erst wenn es zu längeren Stops mit laufenden Motor kam (Stadtverkehr) stieg die Temperatur auf ca. 80°C an, um dann aber bei Weiterfahrt sofort wieder auf 65°C abzufallen. Der Ölkühler erfüllt unter diesen Bedingungen seine Funktion, leider nur allzu gut.
Dann fuhr ich gezwungener maßen eine längere Autobahnetappe, durchschnittliche Drehzahl um die 6500/ min, Öltemperatur 65°C, es kam ein Stau incl. Mittagssonne (25° Lufttemperatur) und siehe da die Öltemperatur stieg auf 90- 100°C. Fazit, der Kühler ist von Nöten und unter solchen Bedingungen auch nicht überdimensioniert. Seine volle Funktion kann er natürlich nur im Fahrbetrieb entfalten, da er auf Fahrtwind angewiesen ist. Aber auch im Stand stellt er eine gewisse Fläche zur Verfügung die Wärme ableitet. Auf der Landstrasse wo man sich eigentlich als Zephyrfahrer wohlfühlt, kommt der Motor nicht auf vernünftige Betriebstemperatur. Unter den gegebenen Bedingungen ist ein Warmfahren also unmöglich.
So kam der Gedanke einen Thermostat in den Ölkühlkreislauf einzubauen. Dieser hat die Aufgabe den Ölkühler erst ab ca. 80°C Öltemperatur in den Ölkreislauf zu schalten. Die Winterpause sollte lang genug um die Sache zu verwirklichen. Es standen zwei Ideen auf dem Plan, einmal sollten die Originalölleitungen mit verbaut werden, das erfordert aber ein kürzen der Chromrohre was einen Rückbau in den Originalzustand nicht möglich macht. Bei der anderen Ausführung sollte komplett auf Stahlflexschläuche umgerüstet werden, hierzu mussten Adapterflansche und Verschraubungen her, was die Sache entsprechend kostspieliger macht.
Die größte Sorge machte uns die Optik, schließlich sollte ein so schönes Motorrad nicht durch den Anbau von Zusatzteilen verschandelt werden. Der Um- bzw. Anbau gestaltete sich dann doch aufwendiger als vermutet aber letztendlich sind wir mit den Ergebnissen zufrieden. Vor allen was die Funktion anbetrifft aber auch die Optik kann sich noch sehen lassen da der Thermostat zwischen den Krümmern kaum ins Auge fällt.
Im Fahrbetrieb haben sich jetzt zum Erreichen der Betriebstemperatur wirkliche Vorteile ergeben. Bei ca. 12°C Lufttemperatur öffnet der Thermostat nach etwa 10 Km, die Öltemperatur beträgt dann knapp 80°C. Ich musste allerdings feststellen, fährt man gleich mit zügigem Tempo (ca. 100 Km/Std) kann es auch länger dauern, da der Motor durch den Fahrtwind auch über das Motorgehäuse viel Wärme abführt, gleiches gilt auch für Regenfahrten. In diesem Fall bleibt der Kühler dann längere Zeit arbeitslos. Bei einer Fahrt über die Autobahn hat sich die Temperatur konstant auf 80° gehalten, Luft ca. 13-15°C, Geschwindigkeit 130 Km/Std, ohne Thermostat bin ich vorher unter diesen Bedingungen nie an 70°C heran gekommen.
Im Ölschauglas war besonders während der kälteren Jahreszeit oft leicht emulgiertes Öl (weißer Ölschaum) zu beobachten, was darauf schließen lässt, das sich im Motor Kondenswasser bildet welches sich mit dem Öl vermischt, zurück zu führen auf zu niedrige Betriebstemperaturen. Nachdem der Thermostat im Ölkreislauf sitzt, zeigt sich diese unschöne Eigenart nicht mehr.
Jetzt bleibt noch die Frage, wie verhält sich das ganze bei sommerlichen Temperaturen? Die erste Bewährungsprobe fand in den Alpen statt, in den Tälern war es um die 30°C warm. Dem wurde Motor ordentlich Drehzahl in den unteren Gängen abverlangt um Bergauf zügig voran zu kommen. Die Öltemperatur stieg anfangs auf 100- 110°C an, viel dann aber nach erreichen der Pässe auf 80- 90°C wieder ab, da die Lufttemperaturen in entsprechenden Höhen wieder sinken. Beim längeren warten an einer Mautstelle kletterte das Thermometer sogar einmal auf 120°C. Die Tour fand im Juni statt, danach fand der Sommer ja noch eine Steigerung.
Fazit Der Motor hat die Saison ohne Schäden überstanden, die Investition in den Thermostaten hat sich gelohnt.
Die gemessenen Werte unterliegen natürlich Toleranzen, der Fühler für die Temperaturanzeige ist in der unteren Ablassschraube montiert und bei der Anzeige handelt es sich um eine Balkendiagramm- Anzeige von WMD. Diese lässt sich natürlich nicht auf den Grad genau ablesen aber ein grundsätzlicher Trend ist auch damit zu erkennen.